«So wenig Abfall wie heuer fanden wir noch nie»

Velo in MuldeMitglieder des Sportfischervereins Schwarzenburg und Umgebung putzten den Dorfbach. Ausgiebiger Regen hatte einen Teil der Arbeit bereits erledigt. Autobatterien, Reifen, Getränkedosen, Verpackungen, viele Masken, rostige Gitterzäune – all das und noch viel mehr sammelten rund 20 Mitglieder des Sport- fischervereins Schwarzenburg letzten Samstag aus dem Dorfbach. Für Ärger sorgten auch Plastikbecher, welche Ein- wohner am 1. August mit brennenden Kerzen den Bach hinunterschwimmen liessen und die irgendwo hängen blie- ben, wie Martin Hostettler erzählt.

Der langjährige Vize des Sportfischervereins nimmt schon seit über 25 Jahren an der Bachputzete teil und zieht Bilanz: «Die Abfallmenge hat mit der Zeit etwas abgenommen. So wenig wie heuer fanden wir noch nie. Vielleicht weil das Hochwasser Vorarbeit geleistet hat.»

Deal mit der Gemeinde

Die alljährliche Bachputzete ist Freiwilligenarbeit. Eine Belohnung für die Drecksarbeit winkt dem Verein trotzdem. Für ihr Fischessen, das jeweils im Mai stattfindet, müssten die Fischer der Gemeinde Schwarzenburg eigentlich 1200 Franken Miete für die Pöschenhalle entrichten.
«Die zahlen wir auch», sagt Martin Hostettler und fügt lachend an: «Aber wenn wir den Bach geputzt haben, kriegen wir das Geld jeweils wieder zurück. Damit lohnt sich unsere Arbeit.» Der Verein selbst belohnt die samstägliche Freiwilligenarbeit mit einem Mittagessen in der Fischerhütte.

«Wir machen es in erster Linie für die Natur»

Heinz Binggeli vom Sportfischerverein Schwarzenburg

Über den Hauptbeweggrund für die Reinigung sind sich jedoch alle einig: «Wir machen es in erster Linie für die Natur», erklärt Heinz Binggeli. Der 78-Jährige macht sich Sorgen um die zunehmend verschmutzte Umwelt und fragt sich, was für eine Welt kommende Generationen wohl vorfinden werden. Damit lanciert er eine rege Diskussion mit seinen Kollegen.
Während sie das Bachufer entlangstreifen, machen sie sich Gedanken über die Verschmutzung von Wasser, Luft und Boden. Man ist sich einig, dass dabei herumliegende Abfälle verhältnismässig harmlos seien, im Gegensatz zu dem, was nicht sichtbar ist: Medikamente und Agrochemikalien etwa. «Diese Substanzen setzen den Fischen zu», sagt Fische- reiaufseher Beat Schmied. Trotzdem tummeln sich im Bach viele Forellen. Der Verein sorgt jedes Jahr für Nachwuchs, der auf natürliche Art und Weise nicht zustande käme.

Eine Mulde voll

Der Bach plätschert hinter einem grünen Vorhang von Büschen und Bäumen. Dieser sei noch nie so dicht gewesen wie in diesem Jahr, sind sich die Fischer einig. Der Regen. Das Dickicht ist fast undurchdringlich. Im Wasser watet Marc Schmied in Fischerstiefeln, ruft ab und zu nach einem Abfallsack oder bittet darum, dass ihm jemand grössere Stücke abnimmt. Etwa eine rostige Schaufel. Oder ein mit Nägeln gespicktes Brett. So arbeiten sich zwei Gruppen bis zur Einmündung des Bachs ins Schwarzwasser vor.
Martin Hostettler transportiert den Unrat mit einem Pick-up zur Mulde auf dem Landi-Parkplatz. Wider Erwarten ist sie gegen 13 Uhr gefüllt, zuoberst auf dem Haufen prangt ein Velo, das ebenfalls im Bach gelandet ist.

Kopfschütteln, dass es immer noch Leute gibt, die Gewässer zum Entsorgen benutzen. Und doch ist die Bilanz positiv: «Der Abfall hat eindeutig abgenommen», sagt Martin Hostettler. Er glaubt aber nicht, dass die Leute vernünftiger geworden sind. «Das Hochwasser hat halt viel stromabwärts geschwemmt, wo es dann andere Vereine einsammeln.»

Quelle: 
Berner Zeitung 29.08.2021 / Laura Fehlmann
Foto: Iris Andermatt

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